Arbeitsupdate

Ich glaube, ich werde mit der Arbeit immer eine Love – Hate relationship haben. 

Es gibt Tage, an denen der Unterricht gut läuft und es wirklich richtig Spaß macht. Es tut gut, zu sehen, wie die Kinder etwas dazulernen, Dinge verstehen und immer weniger Fragen stellen. An diesen Tagen kann ich sogar ein bisschen nachvollziehen, warum manche Menschen Lehrer werden wollen;)

Aber an anderen Tagen scheint es, als würde ich wirklich gegen ne Wand reden. Wie oft ich gesagt habe, dass man nur Brüche mit demselben Nenner addieren kann, oder, das die Winkelsumme in einem Dreieck 180° und nicht 100° ist halt auch nicht mehr von dieser Welt. 

Außerdem sind diese Kinder halt auch teilweise so pervers, dass mir einfach die Worte fehlen. Aber bis ich mit meinem exzellenten spanisch die zweideutigen Sprüche der kleinen Frechen verstanden hab, dauert es auch leider 10 Minuten. Dann erst eine Konsequenz walten zu lassen, ist dann halt auch ein bisschen zu spät. 

Aber ich finde mich langsam in mein Lehrerdasein ein. Letztens hätte ich fast gesagt: „Ich beende den Unterricht, nicht die Klingel“. Aber davon konnte ich mich gerade noch so abhalten:)

Aber Handy hab ich auch jeden Fall schon eingesammelt und mich dabei gar nicht so schlecht gefühlt hehe.

Ich auch wünschte wirklich, die Sprachbarriere würde mir nicht solche Schwierigkeiten bereiten. 

Klar, wird es immer besser und ich kann mich verständigen, aber trotzdem wäre es so viel leichter, mit den Kindern zu conntecten.

Zum Beispiel hat letzte Woche, eines der älteren Mädels, das ich super gerne hab, plötzlich angefangen zu weinen. Ich hätte so gerne gescheit verstanden, was bei ihr los war und ihr geholfen, aber ich habe es nicht wirklich verstanden. 

Ich würde auch wirklich so gerne mehr Jokes mit meinen Jungs machen können, aber das kommt hoffentlich noch mehr mit der Zeit. Bis dahin muss ich weiterhin eher nonverbal mit ihnen connecten und mich dabei von ihnen im Armdrücken zerstören lassen. Diese Kinder sind wirklich ultra stark. Oder ich bin sehr schwach. Oder beides. Egal.

Colca Cañon

Am letzten Wochenende waren mir gemeinsam mit anderen Freiwilligen und unserem Tanzlehrer, der auch irgendwie zu einer Art Reiseleiter für uns geworden ist, am Colca Cañon.

Da Julia noch Wanderschuhe gebraucht hat, haben wir uns am Tag davor zu der Schuhstraße in der Innenstadt begeben. An den Wänden hängen überall Schuhe bis zur Decke. Die Verkäufer müssen also mit so Teloskopstäben die Schuhe herunterangeln und dabei hoffen, dass nicht auch noch 5 andere Schuhe auf sie herunterrasseln. Aber das aufhängen ist noch komplizierte. Bis man das geschafft hat diesen Schuh da wieder zu befestigen, ich würd ausrasten.

Aber wenigstens kann man hier Wanderschuhe für 18 Euro kaufen. Mal schauen, wie lang die noch halten:)

Am nächsten frühen Morgen um 1 Uhr ging es für uns also los zum Busbahnhof in Arequipa, wo wir auf den Rest der Gruppe gestoßen sind.

Nach 5 Stunden Busfahrt, in der wir mehr oder weniger geschlafen haben, ging die frohe Wanderung dann auch schon los. Trotz der leicht zu kleinen, alten Schuhe von meinem Bruder und meinem nicht Wanderrucksack, hat es sehr viel Spaß gemacht, endlich wieder Zeit in der Natur zu verbringen. 

An diesem Tag ging es größtenteils bergab, aber trotzdem waren wir alle komplett tot als wir gegen Mittag an unserer Unterkunft angekommen sind. Es war dort so unfassbar schön, sah aus wie ein kleines Paradies, mit Palmen und sogar einem Pool, aber ich bin nach einer Dusche trotzdem sehr fest eingeratzt. 

Mit dem nächsten Morgen begann zum einen Julias Geburtstag und auch der eigentliche Aufstieg auf den colca cañon. Um 5 Uhr brachen wir auf uns sahen auch dementsprechend aus hehe.

Einige unserer Gruppe hatten schon am Tag zuvor Schwierigkeiten mit ihrem Magen gehabt und hatten deswegen die Möglichkeit, auf einem Maulesel hinaufzuschreiten, während wir anderen unser bestes gegeben haben, deren Kacke auf dem Weg auszuweichen. 

Im Gegensatz zu meiner letzten längeren Wandererfahrung, war es diesmal sehr erfrischend sich nicht während dem ganzen Aufstieg 50 Meter hinter allen anderen zu befinden, sondern auch mal vorne mithalten zu können;)

Nein es hat no joke sehr viel Spaß gemacht, sich wieder mal etwas in der Natur zu bewegen und grün zu sehen auch, wenn es zum Ende hin schon gut anstrengend war.

Nachdem wir oben angekommen sind, sind wir zu noch zu einem speziellen Aussichtspunkt gefahren, bei dem man Kondore besonders gut beobachten kann. Ich habe mich anfangs echt gefragt, warum sich so fucking viele Menschen sich zu diesem Punkt begeben, nur um diese random Vögel für paar Sekunden zu sehen. Aber wenn sie sich dann zeigen ist das schon sehr beeindruckend, weil sie dann doch größer sind, als ich mir das vorgestellt habe.

Und irgendwie ist es cute zu sehen, dass wir Menschen uns doch noch für echte Dinge in der Natur begeistern können:)

Danach ging’s für uns zum nem typischen Essensmarkt, bei dem man ultra billig speisen kann. 

Als Vegetarier gibts zwar nicht so viele Optionen, sodass ich mit n paar trockenen Nudeln geendet bin, aber für 5 Soles kann ich mich nicht beschweren:)

Weiter gings mit einem kleinen Roadtrip zur Familie Chocolate, bei der wir netterweise übernachten durften. Trotz der frühen Stunde haben wir die Betten gleich für einen Nachmittagsnap besetzt. Denn mit Einbruch der Dunkelheit würden wir uns zu sogenannten baños termales begeben. Also natürlich warme Quellen. 

Aber davor mussten wir natürlich noch essen und Julia eine Geburtstagstorte in die Fresse drücken. Gute peruanische Tradition meiner Meinung nach:)

Im Dunkeln ging es dann also los zu den baños. Der Weg dahin dauerte nur ungefähr 30 Minuten und es war so schön und diesem Sternenhimmel zu laufen. Hier konnte man im Gegensatz zu Arequipa so unglaublich viele Sterne sehen. Es war eine unglaublicher vibe, mit dieser coolen Gruppe nachts herumzulaufen. Nach diesem ganzen Laufen in das warme Wasser zu steigen, war unbeschreiblich angenehm.

Am nächsten Morgen hatten wir die Möglichkeit, traditionelle Kleidung aus der Gegend Sibayo anzuziehen. Die Mutter der Familie hatte einige Garnituren, so hatten wir alle die Möglichkeit, eine anzuziehen. Es hat Spaß gemacht, es für einige Minuten anzuhaben, aber wenn ich mir vorstelle, den ganzen Tag damit rumzurennen, dann booor ich weiß ja nicht. Der Rock ist zwar mega schön aber auch ultra schwer und es ist auf Dauer denke ich zu unbequem. Aber es war trotzdem nice, das einmal zu erleben. (mein Kopf war leider leicht zu fett für diesen Hut)

Danach ging’s weiter zu den nächsten baños termales, diesmal tagsüber. Wir liefen ungefähr zwei Stunden wieder durch wunderschöne Landschaft, bis wir dort ankamen.

(Deswegen mussten wir natürlich noch ein typisch cringes touri Bild machen)

Es war im Prinzip das gleiche wie vorher. Nur, dass es diesmal ein Becken mit 38° Wasser gab. Das hat mich actually fast ausgeknockt und ich hatte sehr stark das Bedürfnis pennen zu gehen hahah. 

Glücklicherweise begannen wir hier eh unsere Heimreise: mit einem Kleinbus fuhren wir zurück nach Arequipa und bestaunten dabei noch einen unfassbar schönen Sonnenuntergang. 

Es war insgesamt ein unfassbar schönes Wochenende und ich habe es enorm genossen. Trotzdem erfasste mich, um ehrlich zu sein ein seltsames Gefühl, als wir wieder Zuhause ankamen. Ich habe zuerst mein Handy gecheckt und Bilder von Freunden von Zuhause zusammen gesehen. Und obwohl mir schon vor der Ausreise bewusst war, dass das Leben daheim nicht anhalten wird, war das weird. 

Es ist mir klar, dass ich nicht überall zugleich sein kann und ich für diese tollen Erfahrungen, die ich hier mache und die ich auch zu schätzen weiß, etwas opfern muss. Aber trotzdem fällt es mir schwer, das zu sehen. 

Das eben nur als kleinen Einblick in mein absolutes Chaos im Kopf, dass ich gefühlt seit meiner Ankunft hier habe. Ich bin immer noch dabei so viel zu ordnen und zu verstehen, was ich in den letzten zwei Monaten gefühlt habe. Und auch wenn ich hier hauptsächlich versuche, lustige Begebenheiten zu beschreiben, gehört das auch dazu;)

Gemeinde

Endlich haben Julia und ich Aussicht auf eine coole Adventgemeinde. 

Wir waren ja von Anfang an auf der Suche nach einer Gemeinde, in der sich auch junge Menschen befinden. Bis jetzt ohne Erfolg. 

Aber letzte Woche, als ich einer neuen peruanischen Freundin Englisch-Unterricht gegeben habe, kamen wir auf das Thema Glauben und sie ist einfach auch Adventistin:)

Dieses Wochenende nimmt sie uns mit in ihre Gemeinde und ich bin mal gespannt wie es da aussieht. Wird hier natürlich auch berichtet:)

2 Comments

  1. Johanna, es ist schön von dir zu hören. Ein kleiner Einblick in dein Leben in Peru. DANKE! Die Bilder mit der Tracht zeigen, wie bunt die Einheimischen ihre besonderen Kleider gestalten. Ihr schaut gut damit aus. Und die warmen Gumpen sind ja toll. Immer wieder ein Bad nehmen zu können. Super!. Viel Erfolg noch beim spanisch lernen.
    Der Herr segne dich. Er ist überall.
    LG Lisa Stingl

Comments are closed.