Jetzt sind wir schon gute drei Monate hier in Arequipa und haben uns schon ziemlich gut eingelebt. Ich merke den Unterschied zum Anfang vor allem dann, wenn ich Blogs schreibe. Anfangs wusste ich gar nicht, welchen der Eindrücke ich jetzt als Erstes aufschreiben soll, weil einfach so viel Neues zum Verarbeiten da war. Mittlerweile suche ich eher nach den Sachen, die ich schreiben kann. Das ist ja auch normal, denn wir haben jetzt mehr oder weniger unseren Alltag gefunden, an dem halt nich jeden Tag etwas aufregendes passiert.
Trotzdem haben wir in dem letzten Monat auch aufregende Dinge erlebt. Zum Beispiel war ich zum ersten Mal in meinem Leben cart fahren auf einer Bahn in Arequipa. Hab mich dementsprechend auch mit der Geschwindigkeit ein wenig zurückgehalten, um zu vermeiden, mich vor Schiss ein wenig einzunässen. War aber trotzdem spaßig, mich von allen überrunden zu lassen.Danach sind wir auf ein Foodfestival in einem anderen Teil der Stadt gefahren, dass eigentlich nur aus kleinen Ständen der herkömmlichen Läden hier in Arequipa bestand. Es war trotzdem sehr nice anzusehen und auch nicht so unfassbar überteuert, wie die Foodfestivals in Deutschland. Man bekam ne Pommes für 5 Soles (1,25€), da sagt man nicht nein.
Nachdem wir den Sonnenuntergang auf dem Festivalplatz noch bestaunt haben, sind wir noch spontan klettern gegangen, da die Halle in der Nähe war. Auch das war für mich ein erstes Mal, aber es hat mega Spaß gemacht. Mir ist zwar wieder einmal bewusst geworden, dass die Kraft in meinen Armen enorm limitiert ist und ich deshalb teilweise wie ein lebloses Stück Fleisch in den den Seilen hing, aber trotzdem:) Werden wir hier auf jeden Fall nochmal wiederholen.
Halloween
Halloween wird hier relativ ähnlich wie daheim gefeiert. Nur, dass die Kinder nicht von Wohnhaus zu Wohnhaus gehen und Süßigkeiten einsammeln, sondern von Geschäft zu Geschäft. Das hat dazu geführt hat, dass die Straßen unnormal überfüllt waren. Für meinen Weg nach Hause von der Arbeit brauche ich normalerweise 10 Minuten. Dieses Mal gefühlt halbe Stunde auf der Straße gestanden, aber es war trotzdem sehr entertaining, die ganzen Kostüm zu betrachten.
Obwohl ich Halloween eigentlich nicht so fühle, hab ich mir irgendein low effort Kostüm zusammengesucht und bin mit Julia und Sarah los zu verschieden Orten gezogen und es war tatsächlich ein ziemlich lustiger Abend:)
Arbeit
Die Arbeit ist und bleibt ein auf und ab. Mittlerweile bin ich zweimal die Woche alleine mit der gesamten secundaria, was schon gut anstrengend ist. Mittlerweile hängt es mir schon bissl zum Hals raus jeden Tag wieder die Diskussion über Hausaufgaben anzufangen oder darüber, wer heute das Klo putzen muss. Aber es hilft alles nichts, manchmal gibt es auch schöne Bondingmomente, wenn nicht gerade mein Spanisch frech ausgelacht wird.
Aber manchmal sagen die Kinder wirklich so kleine Sachen die einem schon so ein kleinen Stich ins Herz geben, sodass ich mich frage, was ich eigentlich falsch mache.
Freitags haben wir immer Workshops, die wir selbst gestalten und ich habe diesen Monat mit Weihnachtskarten angefangen. Das erste was ein Kind auf meine Frage “Que quieres hacer” (Was willst du machen) geantwortet hatte war “Quiero irme, es aburrido” (Ich will gehen, das is langweilig).Well okay, das hat wehgetan. Naja, wenigstens haben die anderen Kinder mehr oder weniger schöne Karten gebastelt.
Pichu Pichu
Letztes Wochenende war ich dann endlich auf einem der drei Vulkane hier in Arequipa. Es gibt Misiti, Chachani und Pichu Pichu. Dieser ist der einfachste und niedrigste von den dreien. Seinen Namen verdankt er seinen sieben Gipfeln. (Picchu ist Quechua und bedeutet “Spitze”)
Es ging also am Sonntag um 4 Uhr morgens mit dem Auto zum Anfangspunkt. Ich bin zusammen mit zwei Freiwilligen aus Frankreich und einer aus Australien und unserem guide Michel gestartet. Die Fahrt dauert ungefähr 2 ½ Stunden und konnte mehr oder weniger zum Schlafen verwendet werden. Der Weg wurde mit der Zeit so uneben, dass mein Kopf zum Glück auch nur um die 300-mal gegen das Fenster gerammt wurde. Schließlich kamen wir dann auf ungefähr 4500 hm an, wo wir auch gestartet haben. Doch davor verweilten wir noch um die 20 Minuten bei den Autos, um uns ein wenig an die Höhe zu gewöhnen. Dabei tranken wir mate de coca, ein Tee mit den Blättern des Cocastrauchs, der sehr hilfreich gegen die Höhe sein soll. Dann ging es langsam los. Und wenn ich sage langsam, dann mein ich auch langsam. Ich bin generell nicht so eine Rakete, wenn es um Berge geht, aber das war wirklich einfach nur enorm langsam. Ich wusste zwar, dass es wegen der Höhe notwendig ist, sich langsam fortzubewegen, aber trotzdem hat es mich anfangs schon bissl genervt, wie unfassbar langsam Michel vorangegangen ist. Da gehen sogar die Arequipeños auf den Bürgersteigen schneller und das ist wirklich langsam. Naja mit der Zeit wurde ich aber immer dankbarer für die langsame Geschwindigkeit. Wir machten zwar viele Pausen, aber die Höhe machte mir mit der Zeit schon ein wenig zu schaffen. Kopfschmerzen und leichte Übelkeit machte sich breit, aber es war noch zum aushalten. Als wir nach ungefähr 5 Stunden endlich auf dem Gipfel ankamen,
wartete bereits eine enorme Aussicht auf uns:
Hm naja aber wenigstens gab es ein gigantisches Gipfelkreuz:
Ja gut. Obwohl es ein wenig enttäuschend war, dass wir basically nichts gesehen haben, bin ich froh, es gemacht zu haben. Die Erfahrung, sich mal über 5600 Metern zu befinden war schon geil, muss ich aber so bald nicht mehr haben. Der Rückweg war sehr viel einfacher. Halb gehend, halb rutschend begaben wir und in das Tal hinab.
Und komischer Weise kickten erst auf der Rückfahrt die Kopfschmerzen und Übelkeit bei mir richtig rein, aber war auch noch auszuhalten. Ingesamt hat das ganze mich 200 Soles (50€) gekostet inklusive ausgeliehene Jacke und Rucksack. Hab ich auf jeden Fall sehr gerne gezahlt, weil unser Guide auch ein absoluter Ehrenmann war. Wirklich absolut lustig und motivierend:)
Gemeinde
Julia und ich haben in dem letzten Monat zwei weitere Gemeinden ausgecheckt, die beide sehr ähnlich zu den restlichen waren. Um ehrlich zu sein haben wir noch nicht wirklich Anschluss dort gefunden, weil wir immer recht schnell wieder losmussten, aber vielleicht wird das ja in Zukunft noch was:)
Allgemein:)
Jetzt geht’s auf jeden Fall ab in die Adventszeit, die sich null danach anfühlt. Ich muss mich auch 24/7 daran erinnern, dass gerade November und nicht August ist, weil es hier einfach gleichbleibend warm ist. Auch wenn ich mich sehr freue, mal hier zu erleben, wie Weihnachten in einem anderen Land gefeiert wird, denke ich doch ein wenig wehmütig an den Herbst und den Schnee daheim.
Ein anderes Land und Kultur kennen lernen ist schon toll. Dass die Gedanken immer wieder nach Hause gehen ist ja auch normal und eben ganz was Neues. Nach drei Monaten bist du bestimmt schon geübt mit dem spanisch. Irgendwie kommt immer der Alltag. Die kleinen Ausflüge sind ja wirklich ein Erlebnis, etwas was bleibt. Ich wünsche dir Gesundheit und viel Freude. Ich vermisse dich und wünsche dir Gottes Schutz. Die Lisa