Wochen Update

Langsam entsteht ein Alltag

Und schon wieder ist eine gute Woche vergangen, die ultra vollgestopft war. Es blieb kaum Zeit zum Realisieren und verarbeiten von den unendlich vielen Eindrücken. 

Unser Tag sieht momentan wie folgt aus: 

8:30 Uhr kommen unsere Spanisch-Lehrerin Sonia und eine Freundin von uns, die auch bei Intiwawa arbeitet, vorbei. Es folgen vier recht intensive Stunden Spanisch-Unterricht, bei denen wir tatsächlich ziemlich viel lernen. Danach haben wir zirka eine Stunde Zeit, bevor wir uns auf den Weg nach Casa Intiwawa machen, wo wir arbeiten. 

Der Weg zur Bushaltestelle führt an einer relativ stark befahrenen Straße vorbei und die Gehwege sind, warum auch immer, enorm glatt und ziemlich eng. Dadurch, dass die meisten Peruaner so überdurchschnittlich langsam über den Weg schleichen, wird der Weg also schon fast zu einem gefährlichen Hindernislauf. Es hat mich um ehrlich zu sein auch schon einmal fett hingelassen, genau als ich an zwei Menschen vorbeigelaufen bin. Das war zum Glück garnicht unangenehm.

Naja, wenn man es dann geschafft an einer der wenigen Haltestellen anzugelangen, heißt es dann meistens 40 Minuten in einem überfüllten Bus zu stehen und sich mit enorm schwitzigen Händen an den Metallstangen festzuhalten, damit man nicht durch den gesamten Bus fliegt. 

Einmal habe ich mich neben eine ältere Frau gesetzt, die mir freundlicherweise den hilfreichen Tipp geben hat, mehr Obst und weniger Fett zu essen. Wegen meinen Pickeln. Danke nochmal, bro.

Wenn man die Tür zu Intiwawa öffnet, wird man erstmal von den zwei sehr cuten, aber tatsächlich auch manchmal nervigen Hunden begrüßt.

Meine Arbeit ist zurzeit noch relativ entspannt, weil ich noch nicht unterrichte, sondern „nur“ Hausaufgaben Betreuung mache. Trotzdem sind diese Stunden für mich die herausforderndsten.

In der Vorbereitung auf das Jahr haben wir immer von Herausforderungen gesprochen, und davon, dass diese auf jeden Fall auf uns zukommen werden und wir daran wachsen werden. 

Doch dieser abstrakte Begriff wird langsam real und bekommt ein Gesicht. Und zwar das von pubertierenden Kindern bei ihren Hausaufgaben. Wenn man diese in einen Raum packt, mit einer Aufsichtsperson, die kaum versteht, was gesagt wird, ist Chaos denke ich mal vorprogrammiert.

Die größte Schwierigkeit ist, sie für Dinge zu motivieren. Am Freitag stand auf dem Programm, Drachen zu bauen. Bis diese Kinder sich endlich aufgerafft und angefangen haben, war Julias Klasse (die jüngsten) gefühlt schon fertig. Doch so wirklich übel nehmen kann ich es ihnen nicht wirklich. So lange ist die 8. Klasse nun auch wieder nicht her für mich und man hat halt andere Dinge im Kopf:)

Ich versuche jeden Tag wieder positiv in diesen Raum zu gehen und auf die Kinder freundlich zuzugehen. Ich versuche nicht allzu große Wut zu spüren, wenn sie mir wieder dreist ins Gesicht lügen: „No tengo tarea“ (Ich habe keine Hausaufgaben). Auf einmal empfinde ich Verständnis für meine damaligen Lehrer. 

Doch ich bin zuversichtlich, dass ich mich noch mit den Kindern verstehen werde:)

Nach der Arbeit geht es mit dem Bus wieder zurück. Obwohl wir in Intiwawa Essen bekommen, waren Julia und ich noch relativ oft essen. In unserer Straße gibt es sehr viele nice Läden, wir haben noch viel auszuprobieren. 

Was ich in Arequipa liebe, sind die vielen Dachterrassen in der Innenstadt. Es ist so unfassbar schön, Abends auf die Stadt zu schauen. Auf einer von diesem haben wir uns mit den ehemaligen Freiwilligen getroffen und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Billard gespielt. Das Ergebnis war dementsprechend, aber es hat mega Spaß gemacht:)

Samstag hatten die ehemaligen Freiwilligen ihren letzten Abend, welcher dementsprechend gefeiert wurde. Es gibt eine Bar in Arequipa, die man auch als „Intiwawa headquarter“ bezeichnen kann, gefühlt alle Mitarbeiter kommen dorthin. Dort wurde ich erstmal einige Male fett beim kickern auseinandergenommen, was soll man machen.

Außerdem waren wir endlich bei unserer ersten Salsa Stunde. Eigentlich wollten wir die Woche davor schon gehen, haben uns aber dämlicher Weise ausgesperrt, sodass unserer Vermieter über das Dach klettern musste. Unangenehm. Dass ich nicht wirklich mit Tanztalent beschenkt worden bin, habe ich dort wieder einmal bemerkt. Aber no worries, die meisten dudes da waren jetzt auch nicht die begabtesten. Also es war teilweise schon bissl cringe, aber irgendwie war es trotzdem Erfahrung:)

Heute hatten wir so eine Art Elternabend, nur am Tag. Ich glaube, ich kann garnicht beschreiben, wie weit außerhalb meiner Komfortzone es ist, mit 5 Eltern alleine in einem Raum zu sitzen und mit denen Spanisch sprechen zu müssen. Doch irgendwie hab ich das auch noch geschafft. Step by Step in die Gefahrenzone. 

Allgemein muss ich sagen, dass ich froh bin hier zu sein. Klar gibt es Phasen, in denen ich meine Familie und Freunde krass vermisse und mich frage, was ich hier mache. Aber ich spüre jetzt schon, dass dieses Jahr mir guttut, um selbstständiger zu werden und mich selbst besser zu verstehen.  

3 Comments

  1. Schöne Berichte liebe Cousine. Ich lese gerne mit.
    Bin auf dein Spanisch bei deiner Rückkehr gespannt.
    Gehört die Schule zur Adventgemeinde?

  2. Ehren Oma, kostenlose Ernährungsberatung.

    Führe doch ein Punktesystem ein, mit kleinen Preisen für Hausaufgaben Streaks. Gamification funktioniert bei jedem Alter. Mach so 10er Karten mit Stempel oder so, wenn eine Karte voll ist gibt es Preise. Wollen wir mal sehen, wer da noch lügt. Die genauen Regeln kannst du dir ja noch überlegen 😉

    1. Ja fand ich auch richtig nett von ihr:)

      Ja ich weiß nicht, wir sollen eigentlich nicht so krass mit Preisen und so arbeiten, aber vielleicht ist der Ansatz wirklich nich schlecht. Danke dir bro

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